08.11.18

Die Zeit und was davon noch bleibt

"Die Zeit ist ein Dieb", den Satz habe ich schon so oft gehört und mir nie wirklich viel dabei gedacht. Ich bin jung und habe noch alle Zeit der Welt. Bis ich selbst gemerkt habe, wie wenig von der Zeit eigentlich wirklich übrig bleibt.


Das heikle Thema Zeit, von dem die einen zu wenig und die anderen zu viel haben, beschäftigt uns früher oder später alle. Sei es im Beruf, in der Familie, in der Freizeit oder wenns um sich selbst geht. Denn was ist bitte kostbarer als die Zeit für sich?! Von der nimmt man sich ja bekanntlich am wenigsten. 
Liegt es nur an der Einteilung, dem Zeit-Management - wie es so schön heißt, oder wird es uns ohne dass es einem bewusst ist von seinem Umfeld vorgegeben? Über wie viele Termine kann man schon noch selbst bestimmen? Der Termin beim Arzt - da muss man schon den nehmen der noch frei ist. Genau wie beim Friseur, in der Autowerkstatt oder bei der Reservierung für die Weihnachtsfeier. Termine im Job - was muss das muss, ob es einem passt oder nicht.  
Laufen wir in einem Hamsterrad, das wir selbst antreiben, aber in dem wir keine Stärkung für die weitere Kraft die wir brauchen, bekommen? Darf, oder besser gesagt, muss man sich die Energie einfach selbst holen, oder soll man am besten gleich aus dem Teufelsrad aussteigen? Leichter gesagt als getan. 
Ich frage mich: Ist der gesellschaftliche Zwang wirklich schon so groß oder ist man auch hier seines Glückes selbst Schmied?


Gerade in den letzten Wochen sind wir wieder mehr mit dem Thema Zeit konfrontiert worden. Ich sage nur - Zeitumstellung. Des einen Leid, des anderen, wenn auch nur einer Minderheit, Freud. Was ich mit Sicherheit sagen kann - ich zähle zu denen, dessen Leid es ist. Obwohl uns in der Winterzeit eine Stunde "geschenkt" wird, habe ich das Gefühl sie wird uns gestohlen. Zumindest physisch kann ich diese eine Stunde mehr nicht erkennen oder wahrnehmen. Ganz im Gegenteil - gerade Abends habe ich das Gefühl, dass wir eine Stunde voraus, als zurück, sind, was wohl an der Dunkelheit liegt.
Es ist noch dunkel wenn ich das Haus verlasse - es ist dunkel wenn ich Nachhause komme - nur tagsüber zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht, wenn die Sonnenstrahlen durch das Bürofenster lachen. Dann sollte ich eigentlich den Mantel anziehen und raus gehen - einfach eine Runde spazieren, die frische Luft und die herrliche Sonne genießen. Aber wer macht das schon? Es würde wohl niemand verstehen, wenn ich einfach alles liegen lasse und los marschiere ;) Wieder etwas, das sich im Home-office perfekt integrieren lassen würde - ich finde immer mehr Vorteile dafür, nur leider wird es sich nicht umsetzen lassen. 


Was die Winterzeit noch mit sich bringt, und da bin ich bestimmt nicht die einzige, auch wenn es viele nicht zugeben, die Depression über die viele Dunkelheit und das wenige Sonnenlicht. Es fehlt mir zu dieser Zeit oft die Kraft für die einfachsten Dinge, und die Motivation hat sich zu diesem Zeitpunkt oft schon lange verabschiedet. Sei es, morgens aus dem Bett zu kommen, sich schminken, gut gelaunt in den Tag starten, sich Mittag was gesundes kochen, abends noch produktiv sein um was voran zu bringen. Nein, das alles schaffe ich zu dieser Zeit nicht - wobei ich den Herbst so sehr liebe und mich unglaublich darauf gefreut habe. Bunte Blätter, die von den Bäumen fallen und so schön knistern wenn man darüber stapft; warmer, herrlich duftender Tee; ein heißes Bad nehmen und ein Gläschen Sekt schlürfen; das knisternde Feuer im Kamin; endlich wieder Stiefletten, Trenchcoat und Wollschal.... Die Liste ist unendlich und dennoch schaffe ich es oft nicht, die schönen Dinge, die uns die Zeit schenkt, zu erkennen. 


Vielleicht ist es gar nicht nur die Gesellschaft, die uns in ein Hamsterrad steckt, wir sind es auch ein klein bisschen selbst, weil die Gewohnheit und nicht aus der Reihe zu tanzen einfach wesentlich bequemer und unkomplizierter ist. Dabei ist es, zumindest in meinem Kopf, so easy daraus auszubrechen und sich wieder den schönen Dingen des Lebens zu widmen, oder sie wenigstens wieder Teil des Alltags werden zu lassen. Dabei komme ich auch schon zu einem weiteren, sehr interessanten Thema, dem man manches Mal zu viel, aber auch bestimmt viel zu selten Aufmerksamkeit schenkt. Achtsamkeit. Das würde den Beitrag jetzt sprengen, vielleicht schreibe ich ein anderes mal, wenns mir wieder in den Fingern kribbelt, mehr dazu.


Unterm Strich will ich sagen, dass wir alle selbst Herr über unsere Zeit sein sollen, wenn das auch einige Kompromisse und ein klein wenig Egoismus mit sich bringt.
Und genau aus diesem Grund habe ich mir, in der wohl stressigsten Zeit des Jahres, zumindest beruflich gesehen, einfach mal ein paar Tage Auszeit gegönnt. Nicht nur, weil ich es wollte, sondern weil ich gemerkt habe, dass ich es musste. Vorfreude war so gut wie keine da, weil ich nie die Zeit hatte darüber nachzudenken. Als die kleine Auszeit dann gekommen war, ist es mir enorm schwer gefallen abzuschalten, aber ab dem dritten Tag habe ich gemerkt wie ich entspannter und gelassener wurde. Schade, dass wir an Tag vier schon wieder nach Hause gefahren sind. Und wenn es auch nur ein paar Tage waren, merke ich, wie wichtig es ist dem Alltag hin und wieder zu entfliehen um sich danach wieder über Routine freuen zu können.  


In diesem Sinne, wünsche ich euch eine wundervolle routinierte Restwoche.

<3 Martina


3 Kommentare:

  1. Liebe Martina, dein Text und deine wunderschönen Bilder berühren mich sehr.
    Achtsamkeit ist für mich ein sehr wichtiger Begriff und ich finde wir sollten viel mehr Achtsamkeit üben, am Ende ist jeder einzelne ein Gewinner.
    Ich wünsche dir, dass du deine Zeit für dich findest.
    L.G.Edith

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  2. Liebe Martina,
    ein Home Office ist was Feines, ich spreche da aus Erfahrung.
    Ich kann mir meine Zeit einteilen, aber dadurch habe ich nicht automatisch mehr Zeit.
    Nein, auch mir flutscht sie durch die Finger und abends überlege ich manchmal, ist das alles, was ich heute getan habe?
    Daher ist so eine kleine Auszeit immer wieder wichtig.
    Und für den Advent habe ich mir vorgenommen, auch ein paar Tage aus dem Alltagsstress zu fliehen. Einfach mal weit weg von all den Vorbereitungen.
    Und mach Dir keinen Kopf wegen der fehlenden Motivation. Die fehlt mir auch an manchen Tagen, und an machen hüpfe ich aus dem Bett und freue mich aufs Aufstehen.
    In diesem Sinne mach dir einen kuscheligen Abend, ganz liebe Grüße
    Nicole

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  3. die BILDER sind wunderscheeeen und wenn man an dem ORT is
    würde man sich sicher wünschen das ah bisal de ZEIT langsamter gehtmmmm

    wünsch da no an feinen ABEND
    bussale bis bald de BIRGIT

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